Aktiv werden und Farbe bekennen!

Mittwoch, 13.01.2021

Der Fall Trump zeigt, welche Fehler man machen kann, wenn man es in Politik, Wirtschaft oder Kultur mit Egomanen, Lügnern, Wichtigtuern und Spaltern zu tun bekommt. Es ist falsch, ihnen nicht zu widersprechen. Es rächt sich, ihre Narrative nur zu belächeln. Es ist unprofessionell, ihnen Raum für absurde Thesen zu geben. Das gilt auf jeder Ebene, auch der kommunalen.

In Amerika gab es auch zu wenig Gegengewicht gegen die Filterblasen, in denen sich Trump-Anhänger suhlten und radikalisierten. Nun begingen sie, vereint mit Rechtsaußen-Aktivisten im Kampfanzug, ein geplantes Attentat gegen die Demokratie. 43 Prozent der Wähler der Republikaner lehnten das Vorgehen zwar ab. Aber weder sie noch die Wähler der Demokraten waren vor dem Kapitol präsent. Die Vernünftigen blieben stumm und überließen dem Mob das Feld.

Was in den USA stattfand, ist nicht weit weg, sagte Ministerpräsident Markus Söder am Wochenende. In Berlin standen Demonstranten ebenfalls auf den Stufen zum Parlament. Es gab Brandanschläge auf das Robert-Koch-Institut und die aus 96 Forschungseinrichtungen bestehende Leibniz-Gemeinschaft. Erst vergangene Woche fanden Cyberangriffe gegen Impfportale der Gesundheitsämter statt. Und vor wenigen Tagen blockierten Impfgegner eine Autobahn. Bei Demonstrationen werden nicht nur Masken und Abstand verachtet; es gibt auch eine zunehmende Aggressivität gegenüber Vertretern der Polizei und der Medien.

Zwölf Millionen Deutsche zählt man inzwischen zu den Corona-Protestlern oder zu Anhängern von Parteien wie AfD und FDP, in denen die Corona-Politik kritisiert wird. Das ist in der Relation zur Einwohnerzahl sogar mehr als in den USA. Ihr Wirken bleibt nicht ohne Eindruck. Dass auch hierzulande junge Kranken- und Altenpfleger unter den Skeptikern sind und Impfungen ablehnen, alarmiert in besonderem Maße. Offenbar sind sie in schlechte Gesellschaft geraten, offenbar hören sie die falschen Stimmen. Wir laufen damit in eine zusätzliche Krise hinein, die unsere Gesundheits- und Sozialsysteme auf eine noch härtere Probe stellt. Denn ungeimpft können diese jungen Menschen nicht mehr Kranken- und Altenpfleger sein. Der SPIEGEL wurde diese Woche überdeutlich: "Sie sind skrupellose Zocker, die das Leben von Schutzbefohlenen aufs Spiel setzen. Solche Leute haben im Operationssaal oder am Pflegebett nichts zu suchen".

Alle Staatsgewalt geht vom Volk aus und alle Meinungsbildung auch. Diejenigen, die die Corona-Maßnahmen für notwendig halten und die auch Impfungen gegen das Virus befürworten, und das sind immerhin 69 Prozent der Deutschen, müssen sich stärker zu Wort melden. In den Familien, am Arbeitsplatz, im Freundeskreis. Bei Telefonaten, bei Videochats und beim Plausch über den Gartenzaun. Es darf nicht, wie in den USA, eine schweigende Mehrheit geben, die gleichgültig ist und mit den Schultern zuckt. Es gilt, aktiv zu werden und Farbe zu bekennen. Ducken Sie sich nicht weg! Melden Sie sich zu Wort! Und sprechen Sie besonders mit der jungen Generation!

Der Teil-Lockdown in Verbindung mit den Impfungen ist das derzeitige mildeste Mittel gegen die Pandemie. Wenn es verpufft, droht der komplette, vielleicht monatelange Shutdown. Er macht aus der Krise eine Katastrophe. Alles, auf das man sich zuvor verlassen konnte, ist dann in Gefahr. Wir sollten das nicht riskieren.

Quelle: landsbergblog, www.landsbergblog.info. Zurück zum Artikelfeed