Mehr als Du denkst

Mittwoch, 14.07.2021

„Denklingen – mehr als Du denkst“, heißt der Slogan einer Gemeinde im südlichen Landkreis Landsberg, deren Besuch sich lohnt. Wenn Sie da sind, schauen Sie sich mal das neue Rathaus an – eine Augenweide. Die Maßnahme mit Platzgestaltung kostet allerdings fast acht Millionen Euro, eine Million pro Arbeitsplatz, dreimal so viel wie geplant. Und das neue Bürger- und Vereinszentrum wird ebenfalls komfortabel. Das schlägt mit mindestens zehn Millionen zu Buche. Die neue Wasserversorgung verschlingt neun Millionen, die Kindertagesstätte acht Millionen. Wow! Das ist tatsächlich mehr als Du denkst, denken Sie vielleicht, wie kann sich die Gemeinde das leisten? Aber so ist das mit dem Denken nicht gemeint.

Das hat KREISBOTE-Autor Johannes Jais, ein langjähriger und erfahrener Kollege, gerade zu spüren bekommen. Er berichtete, dass die Gemeinde 2021 fast zehn Millionen Euro und nächstes Jahr nochmal sieben Millionen Kredite aufnehmen will, was den Schuldenstand bis Dezember 2022 auf rund 28 Millionen Euro erhöht. "Das sind gut 9.000 Euro pro Kopf in der 2.900 Einwohner zählenden Lechraingemeinde. Nicht nur im Landkreis Landsberg, sondern in ganz Bayern wird Denklingen damit in knapp zwei Jahren zu den höchstverschuldeten Kommunen gehören."

Dagegen schießt Bürgermeister Andreas Braunegger im aktuellen Mitteilungsblatt der Gemeinde. "Ich weiß nicht, woher Herr Jais seine Informationen bezieht", schreibt er. Noch sei die Gemeinde doch gar nicht hochverschuldet, noch habe man nur eine "umlagenbezogene Verschuldung". Braunegger kann geholfen werden. Erstens bezieht Herr Jais seine Informationen aus dem Haushalt, Abschnitt "Vorbericht", Seite 1. Zweitens hat er die vom Gemeinderat abgenickte Kreditaufnahme bis Ende nächsten Jahres aufgezeigt, nicht den momentanen Stand. Und drittens: Was ist eine "umlagenbezogene Verschuldung"? Diese Wortkombination kennt noch nicht mal Google. Da wird der Bürgermeister nicht wert-, sondern wortschöpfend tätig.

Aber Braunegger geht noch weiter: Johannes Jais gehe seiner "Vorliebe" nach, "ohne Rücksprache mit mir" über unsere Gemeinde zu berichten, schreibt er im Mitteilungsblatt. Da nimmt der Herr Bürgermeister kurz die Maske ab. Ja, wir vom KREISBOTEN haben die Vorliebe, ohne Rücksprache mit "ihm", dem jeweiligen Verwaltungschef, an öffentlichen Sitzungen teilzunehmen, Dokumente zu studieren, Informationen zu sammeln, Meinungen einzuholen und dann ohne Vorzensur zu schreiben, was Sache ist. Das ist Pressefreiheit, das ist Teil der Demokratie.

Denklingen - mehr als Du denkst. Mehr Ausgaben als Du denkst. Mehr Schulden als Du denkst. Und mehr altes Denken als Du denkst. Das hätte man jetzt so eigentlich nicht gedacht.

Quelle: landsbergblog, www.landsbergblog.info. Zurück zum Artikelfeed