Kaschierte Schlechtleistung

Mittwoch, 01.12.2021

Zu den Aufgaben der Landkreise gehört, rechtzeitig und dauerhaft die Einrichtungen zu unterhalten, die Bürger und Gemeinden für ihr tägliches Leben benötigen. Dazu gehören Gymnasien, Berufsschulen, Schwimmbäder, Straßen und Altenheime. Seit fast zwei Jahren brauchen die Landkreisbürger aber auch genauso nötig Impfzentren und Teststationen, für eine Erst- oder Zweitimpfung, für die Auffrischung ihres Schutzes oder weil man von ihnen einen aktuellen Corona-Test verlangt.

Der Landkreis Landsberg und andere Kreise in der Umgebung (siehe Bericht auf Seite x), haben diese Aufgabe nicht ausreichend adaptiert. Ihre Impf- und Testzentren sind mal hier und mal dort Mieter, sie sind mal geöffnet und mal nicht, manchmal haben sie genug Personal, manchmal gibt es lange Wartezeiten, mal ist Impfstoff im Überfluss vorhanden, mal ist er Mangelware, mal genehmigt man die Mitarbeit sozialer Träger, mal lehnt man sie ab. Das ganze chaotisch zu nennen, ist eine Untertreibung. Der Gipfel ist ein Sonderimpftag, bei dem es keinen Impfstoff gibt.

Dass Landkreise ausgerechnet vor einer lange absehbaren Verschärfung der Krise Personal abgebaut haben, ist besonders unverständlich. "Wir konnten die eingesetzten medizinischen Fachkräfte doch nicht Däumchen drehen lassen", hält man uns entgegen. Jetzt dauere es halt, bis sie wieder da sind. Nein, Däumchen drehen war keine Option, aber man hätte die Expertinnen und Experten zwischenzeitlich durchaus als Botschafter in weiterführende Schulen und Vereine, auf Marktplätze und in Supermärkte, in Altenheime und Unternehmen schicken können, damit sie fürs Impfen werben und vielleicht sogar mobil gleich tätig werden. Wer ungeimpft ist, muss ja nicht unbedingt Impfgegner sein. Viele Ärzte erleben beispielsweise gerade, dass Menschen bei ihnen auftauchen, die klassischer Haus- und Facharztmedizin gegenüber unaufgeschlossen sind. Sie sind schwer erreichbar und kommen oft erst, wenn es schon zu spät ist.

Erstaunlich ist, mit welchem Selbstbewusstsein der Landkreis Landsberg die Mindererfüllung drängender Aufgaben kaschiert: durch eine vollgepackte Investitions-Agenda samt horrender Neuverschuldung. Obwohl die Stadt, die Märkte und die Gemeinden wegen der Pandemie deutlich geringere Steuereinnahmen haben, will Landrat Thomas Eichinger (CSU) die Kreisumlage um zwei Punkte erhöhen. Gleichzeitig verlangt er von den Kommunen genehmigungsfähige Haushalte. Das geht nur durch Kürzungen vor Ort oder über-optimistische Einnahmeprognosen, die sich am Jahresende rächen. Aber das Ziel ist schon erreicht: Über die Schlechtleistung bei Corona sprechen nur noch die Bürger; die Gremien sind schon wieder beim ewigen Thema Geld.

Quelle: landsbergblog, www.landsbergblog.info. Zurück zum Artikelfeed