Die Waffen schärfen

Mittwoch, 02.12.2020

Wer sich fürs Lokale engagiert, verfolgt die Themen Innenstadt und Einzelhandel mit besonderer Aufmerksamkeit. Der tägliche Newsletter von locationinsider.de ist dazu eine unverzichtbare Quelle. Er enthält Informationen und Ideen, wie Stadtplaner und Händler auf die Digitalisierung reagieren können. Das ist dringender als je zuvor. Zwei Drittel der Verbraucher besuchen die Innenstädte wegen Corona seltener. Jeder zweite Kunde hält sich kürzer in Geschäften auf. 26 Prozent der Verbraucher machen Einkäufe, die sie sonst im Geschäft erledigen, zurzeit online.

Wir gehören nicht zu denen, die den Online-Handel verdammen. Er ermöglicht zigtausenden von kleinen und mittelständischen Produktherstellern, Kunden zu erreichen, und bietet viele Waren, die vor Ort noch nie erhältlich waren oder längst nicht mehr erhältlich sind. Dass das USA-basierte Amazon in Deutschland so viel Umsatz erzielt wie alle inländischen Anbieter zusammen, macht uns allerdings Sorge. Quelle und Neckermann waren einmal weltweite Spitzenreiter im Versandhandel mit Milliarden-Umsatz. Sie druckten zehn Millionen Exemplare von 1.000 Seiten starken Katalogen. Jeder Dritte kaufte dort. Wir haben uns abhängen lassen.

Die zweite Sorge ist, dass der Einzelhandel nicht genug macht, um sich gegenüber der neuen Konkurrenz zu behaupten. Es waren lokale Händler, die für den Niedergang von Quelle und Co. sorgten, vor allem Discounter und Filialisten. Jeder kann heute ein aktuelles Online-Angebot erstellen und pflegen, E-Mail-Marketing machen und Beratung über Video anbieten. Jeder kann auch Waren versenden - Zusteller holen sie im Laden ab, Dienstleister sorgen für den Geldeingang. Wir jedenfalls haben in den vergangenen Wochen oft online bestellt, aber wann immer möglich bei Anbietern, die vor Ort vertreten sind.

Irgendein "Black Friday"-Angebot bekamen wir vergangene Woche aber nicht. Warum diese Zurückhaltung? Warum überlässt man das Auf-die-Pauke-Hauen anderen? So richtig die politischen Appelle sind, lokal zu kaufen: Es muss auch deutliche Schritte in Sachen Online-Präsenz und Online-Marketing geben. Der Handel sitzt immer noch wie das Kaninchen vor der Schlange, statt lokale Präsenz zu nutzen und Beweglichkeit zu zeigen. Er sollte seine Waffen schärfen, bevor es zu spät ist.

Quelle: landsbergblog, www.landsbergblog.info. Zurück zum Artikelfeed