Gutes Neues

Mittwoch, 05.01.2022

Sicher hat man Ihnen schon ein gutes neues Jahr gewünscht. Und Sie haben den Wunsch für sich gedanklich konkretisiert. Gesund bleiben und bei Krankheit schnell genesen. In Gesellschaft sein und echte Freundschaft pflegen. Tolle Urlaube machen und sich gut erholen. Dass Sie selbst dazu beitragen müssen, wissen Sie.

Aber es gibt auch objektive und politische Bedingungen, von denen die Erfüllung Ihrer Wünsche abhängt. Ohne Risiko und Quarantäne klappt das mit dem Reisen nur, wenn wir die Corona-Infektionen in ganz Europa auf ein - wohl bleibendes - Normalmaß reduzieren; deswegen ist es egal, ob ein fremder Staat bei Impfungen versagt oder die eigene Gesellschaft - beides darf nicht sein. Gesundheit und Genesung setzen voraus, dass unsere Ärzte und Pfleger (m/w/d) nicht erschöpft, unsere Kliniken nicht überfüllt und unsere Pflegeheime nicht ausgebucht sind. "In Gesellschaft sein" funktioniert für viele Menschen nur, wenn wir mit Kultur und Institutionen wie Begegnungszentren, Tagespflege und Mehrgenerationen-Wohnen nachhelfen.

Für mich soll's rote Rosen regnen, mir sollen sämtliche Wunder begegnen, die Welt, die soll sich umgestalten und ihre Sorgen für sich behalten. Bundeskanzlerin Angela Merkel wählte diesen Song für ihren Abschieds-Zapfenstreich. Vielleicht wollte sie uns ein letztes Mal sagen: Wir können keine Ich-Gesellschaft sein. Wir müssen eine Wir-Gesellschaft werden. Erst recht in diesem Jahr, in dem die Politik die Ziele "weniger CO2-Ausstoß", "weniger Staus und Lärm", "weniger Verbrauch fossiler Brennstoffe" sowie "geringere Immobilienpreise" konsequent angehen will.

Wenn das gelingen soll, müssen wir zunächst aufhören, bei diesen Themen fundamental zu opponieren und zu hoffen, dass der Kelch an uns vorbei geht. Wer keine Windräder in der Nähe, keine Einschränkung beim Individualverkehr und kein Baugebiet um die Ecke zulassen will, der trägt dazu bei, dass der Staat elementare Grundbedürfnisse der Bürger bald nicht mehr erfüllen kann.

Der zweite Schritt muss ein persönlicher sein. Ebenso wie wir geplante Dienstreisen oder Schulungen in Präsenz auf den Prüfstand stellen sollten, müssen wir das Fernweh ökologisch vertretbar machen, wozu auch gehört, private Kurzreisen mit dem Billigflieger aufzugeben. Jeder von uns sollte 2022 sein Verhalten überprüfen, um das Leben auf hohem Niveau zu halten. Und es wäre es eine gute Idee, dass Sie in dem Gebiet, in dem Sie sich kompetent fühlen, politisch und gestalterisch an den Veränderungen mitwirken, soweit die Kommunen das ermöglichen (und das sollten sie tun). Nur dann wird dieses Jahr ein gutes Jahr. Für Sie und für uns alle.

Quelle: landsbergblog, www.landsbergblog.info. Zurück zum Artikelfeed