Teil des Kerngeschäfts

Mittwoch, 05.05.2021

So etwas kann man sich gar nicht ausdenken. Punkt 1. Die Stadtwerke reißen den Sprungturm des Inselbads ab, ohne Ersatz zu bestellen. Punkt 2. Die Oberbürgermeisterin weiß davon seit Februar und hat das nicht verhindert. Punkt 3. Über den Vorgang werden die Bürger und Nutzer erst nachträglich informiert. Punkt 4. Unter Verwendung der dümmlichen Überschrift einer PR-Agentur: "Kleinere Sprünge machen auch Spaß".

Oh je, da kommt viel zusammen. Und dann schickt Doris Baumgartl, die ja unverdächtig ist, den Landsbergern keinen Badespaß zu gönnen, auch noch einen offenen Brief hinterher, der nicht überzeugt. Die im Februar erhaltene Information über den Abbruch des Sprungturms habe sie nicht weitergeben "können"; Öffentlichkeitsarbeit sei ja Aufgabe der Stadtwerke. Aber doch nicht exklusiv! Jeder Chef einer Unternehmensgruppe berichtet selbstverständlich auch über die Unternehmen innerhalb der Gruppe. Und in diesem Fall ist die Nähe sogar noch größer. Wir haben das Inselbad nur aus finanziellen Gründen an die Stadtwerke ausgelagert. Es bleibt Teil des Kerngeschäfts der Stadt Landsberg. Die Stadtwerke sind zu 100 Prozent in städtischem Eigentum und Baumgartl vertritt als Vorsitzende des Verwaltungsrats die Interessen der Stadt und ihrer Bürger. Sonst könnten wir ja auch einen Wirtschaftsprüfer an ihre Stelle setzen. Übrigens ist gerade die Oberbürgermeisterin hier zur Problemlösung berufen: Pro Jahr werden in Deutschland 80 kommunale Bäder geschlossen. Da gibt es wahrscheinlich Sprungtürme zuhauf. Man muss nur die Kollegen fragen.

Wenn die Oberbürgermeisterin jetzt mitteilt, sie habe den Vorstand der Stadtwerke "um ein zeitnahes Gespräch gebeten, um gemeinsam zu einer schnellen und guten Lösung für uns alle zu kommen", dann ist das kaum erträglicher Politiker-Sprech. Die Bürgermeisterin ist ja nicht erst jetzt zum Handeln befugt. Richtig ist: Sie hätte seit Februar mit den Stadtwerken und ihren Mitarbeitern in Permanenz über Lösungen beraten können. Was jetzt, "zeitnah" und "schnell", wahrscheinlich viel schwerer ist.

3.900 Nutzer des Bades haben 2017 mit Drei-Viertel-Mehrheit dafür plädiert, dass Sprungturm, Rutsche und 50-Meter-Bahnen auf jeden Fall erhalten bleiben. An diesem Votum kann man nicht einfach vorbei gehen. Für den neuen technischen Vorstand der Stadtwerke, der aus Dachau kommt, mag die fast innige Beziehung der Landsberger zu ihrem Inselbad ja neu sein; dann muss man aber erst recht behutsam vorgehen. Dass die Stadtwerke zur Kommunikation eine Agentur aus dem württembergischen Engstingen beschäftigen, trägt auch nicht zur Bürgernähe bei. "Seit Dienstag ist er weg" ist nun wirklich keine angemessene Art, den Verlust des Sprungturms zu vermitteln. Bei den Stadtwerken ist offenbar noch viel zu tun.

Quelle: landsbergblog, www.landsbergblog.info. Zurück zum Artikelfeed