Richtige Richtung

Mittwoch, 05.10.2022

Nach vielen Gesprächen in einem Zeitraum von mehreren Jahren haben die Stadt Landsberg und Projektentwickler ehret+klein eine Einigung über die Reduzierung der Tiefgaragenstellplätze im Papierbach-Areal erzielt. Die Interessen waren sehr unterschiedlich. Ehret+klein hatte die Sorge, auf enormen Kosten für Stellplätze sitzen zu bleiben, die mittelfristig nicht benötigt werden. Das Wohngebiet liegt mitten in der Stadt, bietet eigene Einkaufsmöglichkeiten und hat eine nahezu perfekte Bahnanbindung. Es entsteht zeitlich gesehen an der Schwelle zu einer Verkehrswende, die zwar nicht unmittelbar bevorsteht, aber unausweichlich ist. Letztlich wird es in einigen Jahren vor allem in den Zentren deutlich mehr Bus- und Fahrradverkehr und damit weniger Zweitwagen geben als bisher. Die momentane Richtzahlenliste der Landsberger Stellplatzsatzung bildet all das nicht ab, auch nicht perspektivisch.

Die Stadt hatte aber ein grundsätzliches Problem mit dem Anliegen des Projektentwicklers. Einerseits lockte die Ablösesumme, die für 74 gestrichene Stellplätze nach einer etwas komplizierten Berechnung mindestens im hohen sechsstelligen Bereich liegt; das sind Einnahmen ohne vorherige Kosten, also ein glatter Gewinn. Andererseits durfte die Stadt nicht riskieren, dass sich andere Bauträger ebenfalls auf die genannten Faktoren berufen, ohne in gleichem Umfang an einer Reduzierung des Stellplatzbedarfs mitzuwirken. Das wusste der Projektentwickler und bot früh an, ein Car-Sharing einzurichten. Allerdings ist die Akzeptanz von Car-Sharing bislang eher gering. Es bedurfte daher weiterer Maßnahmen, die ehret+klein nun offenbar aufgesattelt hat. Jetzt sind „zahlreiche Fahrradabstellräume in allen Baufeldern“, hauptsächlich im Erdgeschoss, zugesagt. Und nun geht es, weit über die ursprünglichen Angebote hinaus, um „sechs Car-Sharing-Fahrzeuge, acht Roller, acht E-Lastenräder, zwölf E-Bikes und acht E-Scooter“. Das kann sich sehen lassen und legt die Messlatte für andere Bauträger auf eine beachtliche Höhe. Gleichzeitig weist die Vereinbarung in die richtige Richtung, insbesondere was sichere und gut erreichbare ebenerdige Fahrradabstellplätze betrifft.

Die Vereinbarung macht darüber hinaus insofern Mut, als es offenbar wieder eine Gesprächsschiene zwischen beiden Seiten gibt. Sie sollte nun genutzt werden, um gemeinsam all das zu präzisieren, was nach dem Augenschein am Papierbach noch im Wunsch- und Planungsstadium ist: gemeinsames soziales, kommunikatives und kulturelles Leben. Geplant war kein Wohnghetto, geplant war ein urbanes Quartier – es ist die Geschäftsgrundlage für alle Landsberger und besonders für alle, die dort Wohnraum kaufen oder mieten. Jetzt also bitte: ein nächster Schritt!

Quelle: landsbergblog, www.landsbergblog.info. Zurück zum Artikelfeed