Geschäftsgrundage Durchhaltevermögen

Mittwoch, 08.06.2022

"Für die Kita am Wiesenring suchen wir (jeweils m/w/d) die Einrichtungsleitung (Vollzeit), die stellvertretende Einrichtungsleitung (Vollzeit), eine pädagogische Fachkraft (Vollzeit) und eine pädagogische Ergänzungskraft (Voll- oder Teilzeit)". Das stand noch am 18. Mai 2022 auf der Website der "Johanniter-Kindertagesstätte Landsberg am Lech, Wiesenring 25". Zu diesem Zeitpunkt war aber bereits klar: Die Johanniter geben die im September 2021 eröffnete Kita für 24 Krippen- und 50 Kindergartenkinder komplett auf. Die Stadt Landsberg übernimmt sie interimistisch, offenbar mit dem Ziel, sie bis August 2023 an einen anderen Träger weiterzureichen. Zuvor hatten die Johanniter bereits kurzfristig zwei Gruppen geschlossen.

Bei allem Respekt vor den sozialen Trägern, die in unserem Staat eine wichtige Rolle spielen: Man kann von einer professionellen Hilfsorganisation schon verlangen, dass sie eine Kindertagesstätte nur dann errichtet, wenn sie bei schwierigen Umständen nicht gleich kapitulieren muss. Durchhaltevermögen ist Geschäftsgrundlage. Auch dass sieben Monate nach der Eröffnung noch das komplette Leitungs- und ein erheblicher Teil des pädagogischen Personals gesucht wird, ist ein Unding. Die Johanniter haben die Kita ja nicht spontan übernommen, sondern selbst gebaut. Es war genug Zeit, Personal langfristig anzuwerben und vorübergehend in anderen Einrichtungen einzuarbeiten. Mehr Krisenmanagement und Durchhaltevermögen hätte gut getan.

Dass die Stadt nun - zum dritten Mal - in Form einer "Interimslösung" tätig wird, damit nicht auch noch die beiden verbliebenen Gruppen wegfallen, ist zwar erfreulich. In Regensburg lief die Sache weniger gut, als die Johanniter ihre dortige Kita mit 14 Tagen Vorlauf schlossen und die Stadt nicht einsprang . Aber die Kommunen dürfen nicht zur Auffangstation sozialer Einrichtungen werden. Sie können nur begrenzt helfen und ebenfalls kein Personal aus dem Hut zaubern. Außerdem gilt hier in besonderem Maß das Subsidiaritätsprinzip: Staat, Landkreis und Gemeinde sollen nur nachrangig tätig werden.

Der dramatische Personalmangel lässt sich nachhaltig nur anders lösen. Die Städte und Landkreise - Adressaten etwaiger Elternklagen auf einen Kita-Platz - werden auf die Politik Einfluss nehmen müssen, um die Rahmenbedingungen zu verändern. Statt primär Kita-Immobilien zu fördern, gilt es, in Gehälter, Ausbildung und Wohnraum für das Kita-Personal zu investieren. Grundschulpädagogen kann man gleich einbeziehen, denn bald kommt der Rechtsanspruch auf die Ganztagsbetreuung. Städtetag, Gemeindebund, Landkreistag und die freien Träger sollten nun gemeinsam laut und deutlich auftreten. Denn dieses Thema braucht höchste Aufmerksamkeit.

Quelle: landsbergblog, www.landsbergblog.info. Zurück zum Artikelfeed