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Die Basis des Glücks

Mittwoch, 11.03.2020

Die Finanzen sind in Ordnung gebracht. Der Sanierungsstau ist abgebaut. Der Derivate-Skandal ist verkraftet. Die Mittelschule ist fertiggestellt. Das Defizit an Kita-Plätzen ist beseitigt. Der Hochwasserschutz ist aktualisiert. Die Tiefgaragen sind saniert. Die Brache Pflugfabrik wird kultiviert. Es gibt mehr Arbeitsplätze als Arbeitnehmer. Wir haben eine mit den Bürgern entwickelte Zukunftsstrategie. Und politisches Handeln ist nun transparenter als jemals zuvor. Die Bilanz dieser Stadt ist am Stichtag 15. März 2020 mehr als in Ordnung. Landsberg geht es gut. Stadtrat, Oberbürgermeister, Kämmerer, die Bauverwaltung, die Regierung von Oberbayern, das Wasserwirtschaftsamt, die Stadtwerke und viele weitere Institutionen waren daran beteiligt.

Im Wahlkampf bekommt man aber einen ganz anderen Eindruck. Da werden Begleiterscheinungen zur Hauptsache. Der Lechsteg ist teurer geworden, weil Brückenbauer nach Genua Hochkonjunktur haben? Wie skandalös! Der Kulturbau am Papierbach bekommt ein anderes Gesicht, nachdem Kulturschaffende mehr Raumhöhe forderten? Das ist Wortbruch! Auf freien Flächen sollen Häuser gebaut werden, damit Landsbergs Immobilienpreise nicht weiter gen Himmel schießen? Unglaublich. Diese Aussichts-Räuber! Diese Nachbar-Anschlepper! Diese Alleinstellungs-Entwerter!

Wir haben eine lebenswerte und attraktive Altstadt mit hoher Aufenthaltsqualität. Wir wohnen an einem Fluss inmitten von Erholungs- und Naturschutzflächen. Wir sind ein Zentrum von Bildung und Kultur. Das ist ein Maximum an Lebensqualität; besser geht es kaum. Und alles, was dazu zu regeln war, haben die Beteiligten meist einstimmig beschlossen. Aber gerade eben diskutieren wir selbstvergessen und disruptiv darüber, quer durch Stadt und Land Schnellstraßen und Tangenten zu bauen, damit wir fünf Minuten früher am Ziel sind. Wir wehren uns dagegen, unseren Verkehr planvoll so zu entwickeln, dass er umweltgerecht wird und trotzdem Mobilität gewährleistet. Wir erklären jemandem, der Hunderte von Millionen am Papierbach investiert, dass wir dort eigentlich lieber selbst gebaut hätten. Haben wir es denn getan? Nein, haben wir nicht. Und können wir es besser? Natürlich können wir das nicht.

Wir fordern und bemängeln, beanstanden und verlangen. Aber wir vergessen dabei die Basis unseres Glücks. Wir sind keine entvölkerte Stadt im peripheren strukturschwachen Niemandsland – da ist Verkehr kein Problem. Wir wohnen nicht in anonymen Plattenbausiedlungen oder Betonzentren aus den 70ern – da gibt es Parkplätze umsonst. Und wir sind eben keine Auspendlerstadt, die tagsüber entvölkert ist und zu der niemand einen Bezug hat – da kann man getrost Straßen bauen. Landsberg ist dazu geradezu der Gegenentwurf. Und das muss wieder in die Köpfe hinein.

Einige Wahlkämpfer glauben, es sei aussichtsreich, wenn sie Katalysator von Stimmungen sind. Aber niemand kann Energiewende und Klimawandel missachten. Jeder muss Radwege schaffen und das Bussystem optimieren. Alle sind an den Vorrang der Innenentwicklung gebunden. Sie haben gar keinen Spielraum – sie geben ihn nur vor. Und sie sagen nicht, was in Wirklichkeit alle wissen: Landsberg geht es gut. Ein Blick durchs Autofenster genügt bereits, um das festzustellen. Und wenn es dabei ein bisschen langsamer geht: Das ist keine Schwäche unserer Innenstadt. Sondern Zeichen ihrer Stärke.

Quelle: landsbergblog, www.landsbergblog.info. Zurück zum Artikelfeed