Das Demo-Monopol

Mittwoch, 12.01.2022

Gestern erzählte uns jemand einen Traum; wir geben ihn als Satire an Sie weiter. Die Vegetarierin V möchte für Donnerstag um 18 Uhr eine Versammlung in der Landsberger Altstadt anzeigen: für gesunde Ernäherung ohne Fleisch. Das geht nicht, sagt ihr der Beamte B, zu dieser Stunde seien schon die Metzger da. Haben die Metzger ihre Versammlung denn vor uns angezeigt? fragt V. Nein, antwortet B, da sich die Versammlung der Metzger "aus einem unmittelbaren Anlass ungeplant und ohne Veranstalter entwickelt", sei sie gar nicht anzeigepflichtig.

Aber woher wissen Sie denn, dass sich in vier Tagen etwas entwickelt, und zwar ungeplant, aus einem unmittelbaren Anlass heraus und quasi von selbst? fragt V. Zum einen stehe es im Internet, antwortet B und zitiert: Kommt alle nach Landsberg, Donnerstag, 18 Uhr. Außerdem gebe es jetzt jede Woche eine solche Demo. V schüttelt sich. Aber das geht doch gar nicht, wiederholt und zu einer festen Zeit, das ist nicht "ungeplant", das ist nicht spontan. Viele Metzger schickten sich Telegramme, um an den Termin zu erinnern. Sie kämen in Fahrgemeinschaften von überall her. Die Demo der Metzger beruhe auch nicht "auf einem unmittelbaren Anlass", sondern auf den Regelungen von Bund und Freistaat zu Gesundheit und Ernährung. V schließt: Sie wenden die falsche Vorschrift an. Leidtragende sind die Vegetarier und die Landsberger - die haben genug von den Kotelett-Pilgern.

Die Metzger führen aber keine Plakate mit, sagt B, Plakate sprechen für vorher geplant. Aber alles andere doch auch, antwortet V. Sie können doch nicht nur auf das Wort "Bummeln" und die fehlenden Transparente abstellen; Sie lassen sich an der Nase herumführen! stößt V aus und wird unruhig. B bleibt gelassen: Vom Bummeln geht aber keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung aus. V antwortet: Das ist Voraussetzung für alle Demos, macht die der Metzger aber nicht zu einer spontanen, ungeplanten, sich aus einem unmittelbaren Anlass entwickelnden, nicht anzeigepflichtigen und folglich nicht im Detail regelbaren Demo, so dass eine zweite Meinung wegen der Gefahr des Aufeinandertreffens beider Seiten kein Gehör mehr bekommt.

Den Satz habe ich gut hingekriegt, lobt sich V. in ihrem Traum. Ab jetzt machen wir jeden Tag eine ungeplante vegetarische Demo. Wir nennen das "Spontan frische Luft schnappen". Eine Spontan-Demo ist ja keine Demo zweiter Klasse. Man kann spontan stehen bleiben und spontan etwas singen, man kann spontan Sprechchöre machen und spontan Zwiebelkuchen verteilen. Andere Meinungen kommen dann nicht mehr zum Tragen. Die duftenden Metzger verbannen wir für immer aus der Stadt. Und haben zu unserem Thema ein Demo-Monopol!

Quelle: landsbergblog, www.landsbergblog.info. Zurück zum Artikelfeed