Noch nicht erbracht

Mittwoch, 12.10.2022

Der Vorstand des Landsberger Klinikums, Marco Woedl, testet gerade aus, wie man mit ein paar Pressegesprächen und ein paar Fotos von künftigen Stelleninhabern das Meinungsklima ändern kann. Trotz oberflächlicher Betrachtung und wohlwollender medialer Unterstützung kann das nur begrenzte Wirkung haben.

Zum einen: Es bleibt dabei, dass Woedl von Beginn seiner Tätigkeit an Defizite im Klinikum erkannte, aber nicht wirksam behob. Sein Schreiben an ein Mitglied des Verwaltungsrat, das inzwischen weithin bekannt ist, listete drastische Mängel auf, die sich über Jahre hinzogen. Auch jetzt ist die Besetzung von Vakanzen allein noch keine Lösung. Es bedarf auch künftig einer fordernden Führung und empathischen Förderung des gesamten Personals durch das Management. Und diese Bewährungsprobe ist noch nicht erbracht. Auch künftig ist die Tatsache, dass Woedl nicht nur das Klinikum leitet, sondern auch seine private Firma „Cupertino Consulting“, wenig hilfreich. Es verhindert logischerweise, dass der Alleinvorstand 100 Prozent seiner Zeit und Aufmerksamkeit dem Kommunalunternehmen widmet.

Zum anderen: Es bleibt ebenfalls dabei, dass Landrat Thomas Eichinger offenbar ein ganz anderes Verständnis von der Kontrolle des Vorstands des Klinikums durch den Verwaltungsrat hat als aus der Begrifflichkeit und der personellen Besetzung des Gremiums folgen. Da werden erfahrene Persönlichkeiten mit vielfältigem Engagement im Landkreis gebeten, ein Amt auszuüben, und dann sollen sie – so scheint es – nur als Hanseln (m/w/d) fungieren, ihre Informationen ausschließlich von dem zu Kontrollierenden beziehen und fragwürdige Sitzungsleitungen klaglos hinnehmen. Das letzte Wort des Landrats, das im Raum steht, ist immer noch der Angriff in Richtung Verwaltungsrat, die Ankündigung von zivil- und strafrechtlicher Verfolgung sowie die Andeutung, bessere Verwaltungsräte wählen zu lassen. Solange das nicht aus der Welt geschafft ist, kann man sich einen harmonischen und effizienten Neuanfang des Klinikums kaum vorstellen.

Wer jetzt schon den Aufbruch testiert, muss diese zwei Schwachstellen außer Acht lassen, weil die Story sonst nicht funktioniert. Hinzu kommt: Ganz viel Perspektive resultiert für die jetzt gewonnenen und noch zu gewinnenden Fach- und Führungskräfte aus den großen Ausbauplänen, die das Klinikum hat. Ob, in welchem Umfang und in welchem Zeitraum sie in einer Zeit knapper Landkreisfinanzen verwirklicht werden können, ist aber noch nicht gesichert. Man könnte es so ausdrücken: Der Patient „Klinikum Landsberg“ hatte viele Symptome. Er ist auf dem Weg der Besserung. Aber gesund ist etwas anderes. Und Rückwirkung hat keine Therapie – sie schafft Versäumtes nicht aus der Welt.

Quelle: landsbergblog, www.landsbergblog.info. Zurück zum Artikelfeed