Wie geht mitschwimmen?

Mittwoch, 13.12.2022

Es gibt Orte, da ist Mitschwimmen eine Attraktion. Man kann mit Schildkröten in Mexiko mitschwimmen, mit Delfinen in Ägypten und mit Kegelrobben in der Bretagne. Manchem mag das auch mit dem Biber im Lech, der Renke bei Lindau und dem Kaulbarsch im Ammersee gelingen. Eines aber gehört in das Reich der Fabel: Dass Radler in Landsberg künftig auf der Katharinenstraße im Autoverkehr mitschwimmen. Das ist reine Fantasie.

Genau das machte der Stadtrat aber zum Konzept, als er am vergangenen Mittwoch beschloss, den Radfahrschutzstreifen für die Fahrt in Richtung Altstadt zu entfernen, ohne zugleich Tempo 30 anzuordnen. Das sollte doch Allgemeingut sein: Im Verkehr „mitschwimmen“, das geht nur mit Tempo 30. Ohne diese Anordnung ist die Vokabel „mitschwimmen“ bei der wichtigsten Zufahrt zur Altstadt aus dem Süden und Südwesten Landsbergs in Richtung Karolinenbrücke, auf der pro Tag 17.000 Autos fahren, nur eine Fiktion.

Zufahrten zu Geschäften, Ärzten, Apotheken, einer Kfz-Werkstatt und Wohnhäusern, Ausfahrten aus Tiefgaragen, Parkstreifen in Längsrichtung, kreuzender Parksuchverkehr, häufiger Parkplatzwechsel – das alles rechtfertigt es, mit dem städtebaulichen Ziel „Förderung des Radverkehrs“ auch auf einer örtlichen Hauptverkehrsstraße eine derartige Beschränkung einzuführen, zumal die Stadt den Versuch „Schutzstreifen“ ja bereits mit begrenztem Erfolg und tragischen Folgen erprobt hat. Nur eine komplette „Tempo 30-Zone“ wäre nicht zulässig.

Viele Unfälle, die die Stadt identifiziert hat, können sich ohne den roten Radfahrschutzstreifen - der ja immerhin ein Permanenz-Signal „Achtung Radler“ darstellt – nur dann nicht so leicht wiederholen, wenn Zweiradfahrer nicht erneut in Autotür-Reichweite rechts an den Straßenrand auf eine „zweite Fahrbahn“ gedrängt werden, sondern deutlicher sichtbar vor oder hinter PKWs auf der einzigen Fahrbahn unterwegs sind. Nach Ansicht von Psychologen sind viele Autofahrer beim Abbiegen auf Hindernisse konditioniert – und die suchen sie zunächst auf „ihrer“ Fahrbahn. Ist auf keiner Spur ein Fahrbahn-Hindernis in Sicht, erfordert die Beachtung des quasi auf dem Nebengleis fahrenden Radlers noch einmal eine gesonderte Aufmerksamkeit, an der es oft fehlt.

Auch an der Augsburger Straße wäre eine ähnliche Regelung möglich. Die Stadt hat dort bislang ein anderes Konzept: Sie will eine zweite Autostraße hinter den Geschäften bauen, um das Kreuzen des stadtauswärtigen Radwegs zu verhindern. Aber bis diese sehr effektive Maßnahme greift, vergehen noch Jahre. Bis dahin könnte man auch dort den Verkehr beruhigen, denn „überörtlich“ wird die Augsburger Straße erst ab dem Bauhof. Aber vielleicht gilt da der Satz: Es ist ja noch nicht so viel passiert.

Quelle: landsbergblog, www.landsbergblog.info. Zurück zum Artikelfeed