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Kein Rosenhof, kein Rebenhain

Mittwoch, 15.07.2020

Gemeinsam mit der "Bürgergruppe ULP" möchten wir auf Identitätssuche gehen. Wir laden die Landsbergerinnen und Landsberger ein, den einzelnen Gebäuden im Quartier Urbanes Leben am Papierbach (ULP) Namen zu geben. Das steht in einer Presseerklärung des Starnberger Projektentwicklers ehret+klein. Weiter heißt es: "Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt". Die Bürgergruppe ULP treffe danach mit ehret+klein gemeinsam eine Vorauswahl, über die wiederum die Öffentlichkeit online abstimmen dürfe.

Das irritiert uns. Zum einen weil die "Bürgergruppe ULP" für das Gelingen des Papierbach-Projekts eine wichtige Rolle gespielt hat. Sie war das Bindeglied zwischen dem Projektentwickler und den Bürgern. Sie erklärte das Vorhaben und notierte die Reaktionen. Sie illustrierte die Planung und organisierte den Dialog. Die Arbeit der Bürgergruppe war für den Erfolg des Projekts mitentscheidend. Wenn der Bau abgeschlossen ist, werden sich viele Gäste aus dem In- und Ausland auch für die Bürgerbeteiligung interessieren. Deswegen ist es ungeschickt, die Bürgergruppe jetzt für die Sichtung von Namensvorschlägen in Anspruch zu nehmen. Sie wird dadurch ein Stück banalisiert.

Der zweite Aspekt: Die "Bürgergruppe ULP" war von der Stadt eingesetzt worden und ist eigentlich aufgelöst. Die in Gründung befindliche "Bürgerbeteiligung Landsberg am Lech", in der zwei der drei führenden Köpfe von früher mitwirken, hat den alten Namen als Referenz mitgenommen. Die Gruppierung hat sich zum Ziel gesetzt, weitere Bürgerbeteiligungen in Landsberg zu organisieren, unter anderem die zur Verkehrsberuhigung von Vorder- und Hinteranger. Prinzipiell ist es keine schlechte Idee, so etwas aus der eigenen Stadt heraus zu organisieren; Profis von außen haben vor geraumer Zeit völlig unbrauchbare Angebote dafür abgegeben. Allerdings braucht die neue Gruppierung eine Legitimation durch den Stadtrat. Die hat man ihr bislang verweigert, offiziell mit der Begründung, man wolle keine "Berufsbürger". Das Vorgehen von ehret + klein ist insofern etwas vorgreiflich.

Die dritte Irritation: Es ist ziemlich ungewöhnlich, über die vom Stadtrat bereits festgelegten öffentlichen Straßennamen hinaus Gebäude zusätzlich zu benennen; das kennt man sonst nur von einem Campus oder einem Klinikpark. Man kann sich auch schwer vorstellen, dass die einzelnen Häuser jetzt Rosenhof oder Rebenhain heißen. So ist, wie Nachfragen ergaben, der Satz "Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt" aber nicht gemeint. Beabsichtigt ist vor allem, das frühere Leben an dieser Stelle zu verdeutlichen, etwa durch Begriffe wie "Schmiede" oder "Pflugwerkstatt". Das jedenfalls erklärte das Vorstandsmitglied der "Bürgerbeteiligung", Bernd Schwarz. Allerdings stellt sich dann die Frage, wieso man darüber abstimmen muss - viel Auswahl dürfte da nicht sein.

Hier wie auch beim Thema "Lech-Philharmonie" stellt sich ein grundsätzliches Problem. Im Dreieck "Stadt - Projektentwickler - interessierte Dritte" wird ein Defizit deutlich. Da ist Sand im Getriebe. Von außen wirkt vieles konkreter und bedeutender als es in Wirklichkeit ist. Etwas mehr Eintauchen des Projektentwicklers in das politische Gefüge Landsbergs und ein paar mehr Erkundungen über die Relevanz eines Themas täten der Sache gut.

Quelle: landsbergblog, www.landsbergblog.info. Zurück zum Artikelfeed