Kein Druck aus der Region

Mittwoch, 16.03.2022

Die multinationale Lufttransporteinheit mit 13 Flugzeugen des Typs A400M auf dem NATO-Flugplatz Lechfeld kommt nicht zustande. Die Idee ist zwar genial: Deutschland bietet anderen Staaten zu viel bestellte A400M zur Nutzung an und übernimmt federführend Wartung und Schulung. Aber außer Ungarn interessierte sich wohl niemand für dieses Modell nach dem Vorbild eines Handwerkerhofs, bei dem Kosten gespart werden, Ausbildung vor die Klammer gezogen wird und jeder seine Aufgaben administrationsfrei erfüllen kann.

Eine Woche nachdem das Bundesministerium der Verteidigung entschieden hatte, keine A400M auf dem Lechfeld zu stationieren - weder international noch national -, geschah etwas Merkwürdiges. Ein Bundestagsabgeordneter aus Neusäß verbreitete via Tageszeitung und Rundfunk, seine Gespräche mit der Luftwaffe hätten ergeben, dass die Bundeswehr nun allein vorgehen wolle. Man werde zwar weniger Flugzeuge auf dem Lechfeld stationieren, aber dennoch die volle Zahl von 500 bis 600 Dienstposten schaffen.

Mehrere Medien haben das ohne Gegencheck übernommen, obwohl der Ausweichstandort Lechfeld immer nur ein zusätzliches Argument für das multinationale Projekt war. Auch hätte auffallen müssen, dass aus einem Betrieb mit Kosten und Erlösen nun eine reine Kostenstelle geworden war. Außerdem passten die Zahlen "weniger Flugzeuge, gleiche Mitarbeiterzahl" nicht zusammen. Als dann bekannt wurde, dass eine ersatzweise Nutzung gar nicht geplant ist, wechselten die Beteiligten in den Empörungsmodus. Das sei eine "Lachnummer", kommentierte die örtliche Tageszeitung und warf der Bundeswehr vor, "ein schlechtes Zeichen für die Region" zu setzen. Auch leide die Glaubwürdigkeit, denn jetzt seien doch 100 Milliarden Euro zugesagt.

Zwar wünschen auch wir uns wieder Transportflugzeuge in der Nähe, wodurch - ein Nebeneffekt - viele Penzinger aus Wunstorf zurückkommen könnten. Generell aber ist es an der Zeit, ein Stoppschild aufzustellen. Es geht nicht an, dass wir die Bundeswehr immer noch wie einen Wanderzirkus behandeln, dem wir mal diesen und mal jenen Festplatz andienen, weil er gerade nicht bespielt wird. Nachdem der Kreml vor unserer Haustür einen ungeahnten Angriffskrieg begonnen hat, ist es möglich und notwendig, dass das Verteidigungsministerium in Absprache mit den europäischen Nachbarstaaten und der NATO selbst entscheidet, wie Einsatzbereitschaft und Bündnisfähigkeit am besten hergestellt werden.

Die Bundeswehr muss zunächst dafür sorgen, dass ihre Ausrüstung und ihre Waffen wieder komplett genutzt werden können. Der lang dauernde Aufbau eines weiteren Fliegerhorsts dürfte daher nicht erste Priorität haben. Braucht die Luftwaffe das Lechfeld für den A400M, ist sie mehr als willkommen. Aber es darf keinen Druck aus Regionalinteresse geben. Es gilt, alte Muster abzulegen und stattdessen gemeinsam an einem anderen Ziel zu arbeiten: an größtmöglicher Gefechtsbereitschaft. Nur sie schreckt ab. Nur sie schafft Frieden.

Quelle: landsbergblog, www.landsbergblog.info. Zurück zum Artikelfeed