Ein Anfang, ein Sinnbild

Mittwoch, 16.06.2021

Seit Freitag ist der neue Lechsteg geöffnet. Er verbindet das Papierbach-Quartier mit der Altstadt und stellt damit sicher, dass das neue Wohnviertel Teil des Zentrums wird. Das hat für beide Seiten Vorteile. Wer am Papierbach wohnt, erreicht die Altstadt in Minuten; das nutzt dem Einzelhandel, den Dienstleistern und der Gastronomie. Wer in der Altstadt wohnt, hat einen kurzen und sicheren Weg zum Supermarkt, zur Kita, zum Kulturbau und zu neuen Restaurants. Anders als bei vielen Wohnquartieren in vielen anderen Städten ist die Gefahr des Wohnghettos damit von vorneherein gebannt. Die Stadt und der Projektentwickler haben darauf vom ersten Tag an beharrlich hingearbeitet und sich nicht vom Weg abbringen lassen. Den beiden Schrittmachern, Mathias Neuner und Michael Ehret, gebührt dafür Anerkennung.

Der Lechsteg verbindet auch den Landsberger Westen autofrei, aber fahrradfreundlich, mit der Innenstadt. Die Stadt hat die erste sich dafür bietende Möglichkeit genutzt. Jeder weiß, dass die Wege über die Katharinenstraße oder die Augsburger Straße alles andere als angenehm sind. Nach Fertigstellung des Quartiers erreicht man nicht nur aus dem Westen bequem die Altstadt und das Inselbad; auch die Wege von der Altstadt zum Sportzentrum, zur Mittelschule und zum Schulzentrum des Landkreises sind nun leichter zurückzulegen. Der Lechsteg ist multifunktional und eben deutlich mehr als nur die Anbindung des Papierbach-Areals. Deswegen ist es auch nicht ungerecht, wenn die Investoren nur einen Teil seiner Kosten tragen.

Die sind höher ausgefallen als gedacht. Einen Teil des Mehraufwands hat die UBV verursacht, als sie sich mit ihrem Vorschlag zur Verbreiterung der Brücke durchsetzte. Wer genau hinschaut, freut sich heute über das komfortable Maß. Irritierend war dann aber, dass die gleiche UBV, vertreten durch Doris Baumgartl und Chistoph Jell, im September 2019 im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung die Auffassung vertrat, die Kosten seien zu hoch und man solle mit dem Bau noch ein Jahr warten. Wäre man dem gefolgt, hätte man wahrscheinlich heute noch keinen Baubeginn. Die Auftragsbücher sind voll, Vorprodukte wie Stahl und Holz sind knapp und die Preise sind gestiegen. Vor einigen Jahren hätte niemand für möglich gehalten, dass eine Stadt eine Brücke bauen möchte, aber (wie bei uns im Jahr 2018) keiner ein Angebot macht.

Die Altstadt, das Papierbach-Quartier und der Landsberger Westen werden fahrradfreundlich miteinander verbunden. Das ist die eigentliche Nachricht vom vergangenen Freitag. Sie ist auch Anfang und Sinnbild einer neuen Epoche, in der das Auto nicht mehr Maß der Dinge ist. Zu einem sinnvollen Gesamtwerk sollten wir uns noch einmal ernsthaft über die fahrradfreundliche Anbindung auch des Landsberger Ostens Gedanken machen. Der Schrägaufzug, der uns eine Alternative zur Neuen Bergstraße böte, wäre dafür eine gute Lösung. Er hätte eine ähnlich belebende Wirkung in beide Richtungen. Und gegenüber den früher einmal erwogenen Straßenbauvarianten in Form von Tunneln, Zubringern oder Südtangenten wäre das bei Weitem preiswerter. Das Projekt sollte weiter vorn auf unserem Wunschzettel stehen.

Quelle: landsbergblog, www.landsbergblog.info. Zurück zum Artikelfeed