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Alles hängt zusammen

Mittwoch, 16.09.2020

Alles hängt mit allem zusammen. Dieser Satz gilt für viele Politikbereiche. Ganz besonders für die Kommunalpolitik. Und dort in höchstem Maße für das Thema Verkehr. Deswegen ist es völlig sinnlos, das Thema Hinteranger jetzt isoliert zu erörtern. Über die Zukunft von Vorder- und Hinteranger wird zu sprechen sein, wenn der Entwurf des Verkehrsentwicklungplans vorliegt, der zurzeit erarbeitet wird. Dann gibt es qualifizierte mit Zahlen untermauerte Vorschläge. Und auch eine Beteiligung von Bürgern, darunter denen, die in den beiden Straßen wohnen und arbeiten. Dass die "Bürgergruppe ULP" eine solche Beteiligung bereits durchgeführt hat, ist eine Falschmeldung; der Stadtrat hatte dieses Vorgehen abgelehnt.

Alles hängt mit allem zusammen, das heißt auch: Verkehr sucht sich seinen Weg; macht man eine Straße zu, fahren die Autos woanders. Und: Sperrungen beschränken die Erreichbarkeit von Geschäften, Praxen und Wohnungen; man schüttet das Kind mit dem Bade aus. Deswegen ist es undenkbar, Maßnahmen dieser Art vorzunehmen, bevor nicht ein ganzes Bündel von Änderungen realisiert ist. Beispiel "Parksuchverkehr" und "Parken am Straßenrand". Wer es schafft, beides zu vermeiden, bekommt eine höhere Aufenthaltsqualität, flüssigeren Verkehr und mehr Sicherheit für Radfahrer. Aber er muss Parkplätze in unmittelbarer Nähe schaffen und Kurzzeitregelungen vor Ort treffen. Dazu reicht es nicht, Schilder aufzustellen. Die Straße muss ihre Nutzung durch ihre Struktur selber vorgeben - das ist heutiger Städtebau. Mit "Pflasterlösungen" im Sinne eines eilig erstellten neuen Fahrstreifens ist es also nicht getan.

Interessant ist, dass viele das Thema erörtern, ohne die Strategie "Landsberg 2035" zu berücksichtigen. Das lange beratene und einmütig verabschiedete Konzept aus dem Jahr 2018 sieht keine autofreie Innenstadt vor. Es setzt darauf, PKWs in der Altstadt durch ein deutlich besseres Bussystem und eine gute Fahrrad-Infrastruktur zu reduzieren. Beide Verkehrsmittel sollen aufeinander aufbauen. Denkbar ist es, in einem ersten Schritt die Fahrradwege im Quartier zu ertüchtigen und Schnittstellen mit Hop On-Hop Off-Buslinien zu schaffen, die Bürger ohne Fahrplan in engem Takt und zum jährlichen Pauschalpreis ins Zentrum und wieder zurück befördern. Besucher könnten schon vor der Stadt abgeholt werden. Dabei gilt: Nur wer Unbequemlichkeit in Bequemlichkeit verwandelt, hat Aussicht auf Erfolg. Es muss bequemer sein, mit dem Bus oder dem Fahrrad zu fahren, als den gleichen (oft kurzen) Weg mit dem Auto zurückzulegen. Dabei spielen zwar auch Kosten eine Rolle, aber allein an der Kostenschraube zu drehen, also den Bus billiger und das Parken teurer zu machen, bringt so gut wie nichts.

Wir leiden in Landsberg seit vielen Jahren unter der Malaise, mit großem Aufwand Papiere zu erstellen und sie anschließend in die Schublade zu legen. Das darf sich nicht wiederholen. Es wird Aufgabe des Stadtrats sein, im nächsten Jahr aus "Landsberg 2035" und dem in Auftrag gegebenen Verkehrsentwicklungsplan ein breit akzeptiertes Stufenkonzept zu machen. Ziel muss es sein, durch ein und dasselbe Maßnahmenbündel schrittweise den motorisierten Verkehr zu reduzieren und die Mobilität zu vergrößern. Nicht immer über das Gleiche reden, sondern endlich handeln - das ist die Devise.

Quelle: landsbergblog, www.landsbergblog.info. Zurück zum Artikelfeed