Ein Stück Klimawandel

Mittwoch, 20.04.2022

Die Recherche des KREISBOTEN über den "Rohstoff Wasser", den die Redaktion in der vergangenen Woche veröffentlichte, hat viel Aufmerksamkeit erregt. Bayernweit gilt: Die Lufttemperatur steigt, es gibt mehr Sommer- und Hitzetage. Dadurch nimmt die Verdunstungsmenge zu, die Böden werden trockener, der Direktabfluss des oft sturzflutartigen Niederschlags in Gewässer verstärkt sich – und das Grundwasser geht weiter zurück. Das ist ein messbares Stück Klimawandel. Auch bei uns im Landkreis gibt es Probleme, etwa in Hurlach.

Theoretisch wissen fast alle, was man tun kann. Duschen statt baden, Durchflussbegrenzer in Bad und Küche installieren, Sparspültaste nach dem Toilettengang drücken, Lebensmittel in einer Schüssel waschen, kein manueller Abwasch, Waschmaschinen nicht vorzeitig anschalten, Regenwasser auffangen und den Rasen nicht zu sehr kürzen - das sind die wichtigsten Tipps der Fachleute. Vielleicht machen das viele, wenn man oft genug daran erinnert.

Aber letztlich werden wir unser Klima nur dann ins Gleichgewicht bringen können, wenn wir die ganze Palette der Maßnahmen einleiten. Mobilität und Verkehr, Wohnen und Wärme, Ernährung und Landwirtschaft, Energieerzeugung und Energieverbrauch - in diesen Bereichen liegen noch wichtigere Stellschrauben. Und die verlangen von den Bürgern eine Menge ab. Noch gibt es einen Aufschub, weil die Staaten mit Corona- und Kriegsfolgen zu kämpfen haben; sie sind in einem permanenten Alarmzustand. Deswegen fällt es auch noch keinem so richtig auf, dass die Stadt das Verkehrskonzept zurückhält und der Landkreis sich vertragstechnisch an der Reform des Nahverkehrs gehindert sieht. Fragt man Landsberger, was sich im Straßenverkehr ändern soll, hört man meist: Bitte mehr Straßen und weniger Staus.

Die gesellschaftliche Katastrophe kommt dann, wenn die Maßnahmen in kurzen Abständen auf uns einprasseln und sich dann drei Kategorien von Bürgern addieren: diejenigen, die den Klimawandel leugnen - das ist nach Corona für viele "the next big thing", da freut man sich drauf -, jene, die Wetter mit Klima verwechseln ("es regnet doch!") und ganz viele, die sich vor persönlichen Lasten fürchten, weil die Grenze bereits erreicht ist - durch übermäßige Geldentwertung bei Null-Zins-Politik, horrend steigende Energiekosten, teures Wohnen sowie anziehende Lebensmittelpreise.

Sollten sich am Ende die immer lauter werdenden Kriegsverzichtsbefürworter in Sachen Gas und Öl durchsetzen, stehen die industrielle Produktion vor dem Zusammenbruch und die Zahl der Arbeitslosen vor einer Explosion. Reserven für Klimamaßnahmen sind dann eine Illusion. Das fällt uns auf die Füße. Wir müssen das ganze Bild vor Augen haben. Deswegen sind Beiträge wie der des KREISBOTEN zum Grundwasser so wichtig. Wir sind dankbar dafür.

Quelle: landsbergblog, www.landsbergblog.info. Zurück zum Artikelfeed