Am Ende seiner Kraft

Mittwoch, 21.10.2020

Nun schlägt Corona auch im Landkreis Landsberg durch. Die Pandemie ist wieder da. Und sie ist genauso gefährlich wie zuvor. Wieder wollen wir es nicht wahrhaben. Und wieder rufen wir nach dem Staat. Aber der kann derzeit kaum helfen. Bei graduellen Eingriffen tut er sich extrem schwer. Wir erleben das auch bei uns. Es wäre notwendig, den Alkoholkonsum in Gruppen in den Griff zu bekommen. Effektiv wäre eine allgemeine abendliche Ausgangssperre. Da man sie nicht will, entscheidet man sich für eine frühere Sperrstunde und trifft damit einzelne Gastronomen. Es wäre wichtig, die Übertragung des Virus in Tourismusregionen zu verhindern. Effektiv wäre ein Ausreiseverbot von Bürgern ohne Testat. Da man das nicht hinbekommt, konstruiert man ein fragwürdiges Beherbergungsverbot, das Hoteliers zu Hilfs-Sheriffs macht.

Beides sind Ersatzhandlungen. So gut der staatliche Minimaleingriff gemeint ist: Die Politik zäumt das Pferd von hinten auf und produziert eine Absurdität nach der anderen. Nicht zuletzt, weil immer häufiger die Verwaltungsgerichte angerufen werden. Sie prüfen die Verhältnismäßigkeit und damit auch Geeignetheit einer Maßnahme zwar nur im Einzelfall, kippen faktisch aber das ganze Konstrukt. Dafür sorgen schon die Medien; jeder Sieg eines Klägers macht Schlagzeilen. Auch zeitlich beschränkte Regelungen sowie ständig wechselnde Grenzwerte verwirren. Niemand weiß mehr, was gerade gilt. So kann es nicht weitergehen, zumal die Nachverfolgung der Infektionsketten durch die Gesundheitsämter bald nicht mehr möglich ist. Der minimalinvasive Staat ist am Ende seiner Kraft. Die Politik wird daher bei einer Verschlechterung der Lage in Richtung Härte umschwenken müssen; nur dann ist sie wieder auf sicherem Terrain und unangreifbar. So haben sich auch die Regierungen der Nachbarstaaten entschieden.

Aber keiner von uns kann das wollen. Für die Wirtschaft hat das verheerende Folgen. Unsere Gemütsverfassung wird weiter strapaziert. Unsere Bewegungsfreiheit wird noch mehr eingeschränkt. Wir verlieren unseren Wohlstand. Es gibt daher nur noch eine Lösung: Ein Maximum an Vernunft und Disziplin. Immer noch bekommen Corona-Leugner und Maskengegner Aufmerksamkeit. Infizierte geben ihre Kontakte nicht an. Restaurantbesucher tragen Phantasienamen ein. Quacksalber stellen falsche Atteste aus. Die große Mehrheit verurteilt das. Manche von uns ignorieren trotzdem den Ernst der Lage. Wir reißen uns die Maske schon in der Eingangshalle vom Mund, weil sie doch nicht mehr zum Supermarkt gehört. Wir nehmen an der Schulung teil, weil es ein Hygienekonzept gibt, rücken anschließend aber zusammen. Wir reisen immer noch aus Vergnügen herum. Und wir planen nach wie vor Feiern und Treffen. So als wollten wir den Staat überlisten.

Wir müssen aber Corona besiegen. Daher gilt ab jetzt: Maske und Abstand immer und überall. Keine Ausflüge und keine Reise ohne Not. Keine Feiern auf engem Raum, egal mit wie vielen Personen. Kein Zusammentreffen, ohne sich selbst und andere zu schützen. Dazu gehört auch, gemeinsame Aktivitäten abzusagen, Einladungen zu widerstehen und wieder nach Hause zu gehen, wenn der gebotene Schutz nicht ausreicht. Stärke zeigen heißt verzichten. Das wird Schule machen und Maßstäbe setzen. Deswegen kann jeder Einzelne viel erreichen. Und sollte jetzt, in diesem Moment, damit beginnen.

Quelle: landsbergblog, www.landsbergblog.info. Zurück zum Artikelfeed