Weniger Aura, mehr Agilität

Mittwoch, 24.11.2021

Moderatoren lernen: Wenn sie in ein Thema einführen, sollten sie sich nicht inhaltlich äußern. Für diese Fälle gibt es die Formel "wichtig, spannend, interessant". Man verdeutlicht die Bedeutung der Sache, sagt aber nichts Konkretes. Es scheint, als ob unsere Oberbürgermeisterin auch mal so einen Kurs besucht hat. Die Antworten der Stadt auf Anfragen bleiben oft in einem unverbindlichen Duktus und sind zuweilen so verquirlt, dass man alles und nichts daraus lesen kann; sie wörtlich abzudrucken, scheidet meist aus. Das liegt nicht an der Pressestelle; die kennen wir anders. Es scheint vielmehr, als hätten die Verwaltungschefin und ihr Führungsteam Angst davor, auch nur eine grobe Richtung ihres Handelns und ihrer Absichten erkennen zu lassen. Die Devise lautet wohl: Besser nichts sagen als etwas Falsches sagen.

Auch zu Intel hören wir gerade so etwas wie: Es ist wichtig, Arbeitsplätze zu schaffen. Es ist spannend, was die Verhandlungen des Freistaats ergeben. Wir werden anschließend schauen, wie wir das umsetzen. Vorausgeschickt wird immer ein: "Wir wissen von nichts". Das ist schon Moderatoren nicht zu empfehlen, bei verantwortlichen Bürgermeistern (m/w/d) ist das unerträglich. Es ist geradezu ihre Pflicht, auf dem neuesten Informationsstand zu sein und wenn erforderlich frühzeitig und diplomatisch zu reagieren. Auf Anträge zu warten, ist lange passé, weil heute bereits früh Fakten geschaffen werden. Es kann nicht sein, dass ein Unternehmenschef in einem weltweit zur Kenntnis genommenen Interview etwas sagt, was die Stadt oder die Gemeinde vor Ort betrifft, das Rathaus aber Nichtwissen geltend macht, weil die Aussagen ja nicht gegenüber ihm erfolgt sind.

Bei eher unbedeutenden Themen verzeichnen wir übrigens das Gegenteil. Wen die Oberbürgermeisterin vermählt, wem sie gratuliert, was sie besichtigt und wem sie dankt, erfahren wir durchaus konkret und in textlicher sowie fotografischer Ausführlichkeit. In der Verwaltung gefällt manchen die verständnisvolle und sympathische Oberbürgermeisterin, der zumindest öffentlich nie ein falsches Wort entfährt. Andere aber vermissen bei ihr Mut und Entscheidungsfreude. Sie sagen: Eine Aura allein reicht nicht; wir erwarten mehr Agilität. Eine Stadt, mit der die Bürger im Einklang sind, ist eine offene, transparente Stadt, in der auch laufende Themen nicht tabu sind. Es reicht nicht, zu betonen, der Dialog mit den Bürgern sei wichtig, spannend und interessant. Denn die Stadtspitze ist nicht zum Moderieren gewählt; Handeln ist ihr Job.

Quelle: landsbergblog, www.landsbergblog.info. Zurück zum Artikelfeed