Kräftiger Rückenwind

Mittwoch, 27.01.2021

Die schönsten Geschichten schreibt das Leben selbst; auch das politische Leben ist davon nicht ausgenommen. Gerade eben denkt die CSU-Fraktion im Landsberger Stadtrat noch laut darüber nach, die Stadt zu einer "Konzentration auf die gesetzlich vorgegebenen Pflichtaufgaben" zu verdonnern, da erscheint der Landsberger Bundestagsabgeordnete Michael Kießling (CSU) und überbringt einen Förderbescheid des Bundes für das Neue Stadtmuseum in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Die Summe fließt, wenn die Gesamtfinanzierung des Projekts "Museumssanierung" steht und das eingereichte Konzept von Museumsleiterin Sonia Fischer verwirklicht wird.

Dies ist ein beachtlicher Erfolg für Fischer und ihr Team. Bei Staatsministerin Monika Grütters, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, gingen Hunderte von Anträgen ein. Unter den Zuwendungsempfängern sind Institutionen wie die Alte Pinakothek in München und das Residenzschloss in Dresden. Insgesamt fördert der Bund 73 Objekte; die durchschnittliche Fördersumme liegt unter 500.000 Euro. Dass Landsberg mit einem dreimal so hohen Betrag zur Spitzengruppe der Begünstigten gehört, ist eine wirklich gute Nachricht - und eine eindrucksvolle Bestätigung der Beschlüsse des bis 2020 amtierenden Stadtrats, der mehrfach für den Wiederaufbau des Museums eintrat und die inhaltlichen Vorschläge dazu unterstützte.

Die Förderung des Bundes bringt dem Museum kräftigen Rückenwind. Es darf nun für sich in Anspruch nehmen, ein "kultureller Leuchtturm" zu sein, dem "eine erhebliche Relevanz für Erhalt und Transformation der regionalen kulturellen Infrastruktur zukommt". Eine "nationale Bedeutung" wie bei der Denkmalpflege wird bewusst nicht vorausgesetzt. Hintergrund der Zuwendung ist vielmehr die Absicht des Bundes, die "Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse" in ganz Deutschland sicherzustellen; bis 2019 war die Förderung noch auf die ostdeutschen Bundesländer beschränkt. Das Programm sieht vor, dass eine "Kofinanzierung ... vorzugsweise durch die Länder erfolgt", in diesem Fall also durch den Freistaat Bayern.

Die Zielrichtung des Stadtmuseums ist seit dem Jahr 2009 prinzipiell vorgezeichnet und seit 2019 auch offiziell definiert. Die Einrichtung, die 100 Jahre lang vom Historischen Verein geleitet wurde, soll vor allem die Geschichte Landsbergs vermitteln. Dabei geht es aber um weit mehr als die Aufzählung von Namen, Daten und Ereignissen. Besonders die Etage zur Zeitgeschichte wird Schülern, Studenten, Bürgern und Besuchern ermöglichen, das Geschehene zu durchdenken und Schlüsse daraus zu ziehen. Das Museum ist Bestandteil politischer Bildung. Es ist Ort des Diskurses. Es ist die Adresse, um Maßstäbe zu bilden. Ohne das Museum fehlt der Stadt ein Stück Gesprächs-, Erinnerungs- und Reflektionskultur. Nichts kann den gemeinsamen Gang durch das 330 Jahre alte Haus ersetzen, auch kein Internet-Angebot.

Die Förderung des Bundes ist nicht nur ein Geldtransfer. In ihr liegt auch eine Forderung, eine Ermutigung, ein Ansporn, eine Bestärkung. Nachdem der Motor "Landesausstellung" weggefallen ist, weil die Mechaniker die Teile nicht zusammenbrachten, entsteht nun ein neuer Grund zur Anstrengung. Wir werden für den Impuls aus Berlin daher noch einmal sehr dankbar sein: Er kam zur rechten Zeit und hat etwas bewirkt.

Quelle: landsbergblog, www.landsbergblog.info. Zurück zum Artikelfeed