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Traumtänzer und Bevorrater

Mittwoch, 27.05.2020

Die Corona-Krise muss noch für allerhand herhalten. Die Dinge dauern länger, sie werden teurer und manche Absicht wird sogar aufgegeben. Man ist geneigt, Verständnis zu zeigen. Klar, Corona.

Es gab aber bereits vor der Pandemie unvollendete Vorhaben. Zu ihnen gehören einige Bauprojekte in Landsberg. Die Wohnungen an der Rosenstraße, der Komplex am Kratzer-Keller, der Hirsch in Pitzling, das Hotel und Boardinghaus an der Weilheimer Straße, die Bebauung am Hopfengarten und die Wohnungen an der Brudergasse sind Beispiele dafür. Mit manch anderem, teils nichtöffentlichen, Projekt haben sie eines gemeinsam: Sie werden mit großem Tamtam angekündigt. Und dann wird erstmal nichts daraus.

Einer der Gründe ist, dass Projektentwickler ohne frühere Erfolge immer neue und größere Vorhaben in Angriff nehmen, damit aber überfordert sind und schon in der Planungsphase scheitern. Das hindert sie nicht daran, Verhandlungen mit der Stadt zu führen, denn natürlich haben sie das Machbare erst einmal weit überreizt, um sich dann schrittweise herunterhandeln zu lassen. Die Stadtverwaltung konferiert daraufhin intensiv mit den Bauwerbern über Bebauungspläne, Befreiungen von Satzungen, Verkehrsströme und das Maß der Bebauung, befasst oft mehrfach den Bau-, Planungs- und Umweltausschuss des Stadtrats mit der Sache und versetzt die Anwohner in Alarmstimmung. Wie sich später herausstellt, war das nicht umsonst, aber vergeblich.

Ein anderer Grund ist, dass Bauträger Grundstücke erwerben, sich konkretes Baurecht darauf geben lassen und das Vorhaben dann nicht in Angriff nehmen. Droht die Baugenehmigung wegen Zeitablaufs zu erlöschen, werden sie mit einem neuen Antrag vorstellig. Auch hier werden die Wünsche von mal zu mal größer, auch hier wird intensiv verhandelt, oft sogar vor Gericht gestritten. Auch hier sind die Ausschüsse und die Anwohner befasst. Für den Bauwerber ist das Ganze ungefährlich, weil die Stadt nicht unter die frühere Genehmigung zurückfallen kann. Hat der Eigentümer Glück, ist sein Grundstück durch das erweiterte Baurecht viel mehr wert als bisher.

Es gibt zweifellos auch das ein oder andere Bauvorhaben, bei dem das Problem eher im Genehmigungsbereich liegt. Aber die faktische Blockade ganzer Areale durch Projekt-Traumtänzer und Grundstücks-Bevorrater ist mindestens ebenso kritikwürdig. Bevor das Corona-Virus dazu dient, den Mantel des Schweigens darüber zu decken, sollte man sich noch einmal in Erinnerung rufen: Mit Grund und Boden spielt man nicht.

Quelle: landsbergblog, www.landsbergblog.info. Zurück zum Artikelfeed