Einer bei grün, einer bei rot

Mittwoch, 28.09.2022

„Radfahren soll sicherer werden“, heißt es in der geltenden kommunalen Gesamtstrategie Landsbergs. Dazu gehöre insbesondere die „Entschärfung von Unfallschwerpunkten“. Angesichts dieser Ziele wundert es, dass die Stadt das Thema „Katharinenstraße“ so unmotiviert angeht: Obwohl es, wie die Stadt einräumt, „im gesamten Streckenverlauf immer wieder zu Radfahrunfällen kommt“, neulich sogar zu einem Unfall mit tödlichem Ausgang, hat man das Nachdenken über die Problemlösung offenbar gleich eingestellt.

Wüssten wir – die mahnenden Kommentatoren und Berichterstatter – auf Anhieb die richtige Maßnahme? Sicher nicht. Es gibt viele Möglichkeiten, die Geschwindigkeit der beteiligten Fahrzeuge zu reduzieren und die Aufmerksamkeit der Fahrzeugführer zu erhöhen. Wir würden kein Konzept ausschließen und jede Idee prüfen. Dazu gehören auch mögliche Ampelanlagen. Die Stadt will sie aber offenbar nicht. Sie meint, dass Radler bei der Abwärtsfahrt vom Rotlicht überrascht würden und dann stürzen. Und: Kraftfahrer, die aus einer der Nebenstraßen kommen, würden bei grün einfach losfahren und mit Radlern zusammenstoßen, die das Rotlicht missachten. Aber das erste Problem lässt sich durch lange Gelbphasen sowie Vorwarn-Signale reduzieren und das zweite Problem ist Ampelanlagen immanent: Fährt einer bei grün und einer bei rot, ist das in der Tat suboptimal. Und zwar immer und überall.

Noch mehr hat uns überrascht, dass die Stadtverwaltung suggeriert, sie habe ja bereits eine Lösung realisiert. Wegen der vielen Unfälle auf der Katharinenstraße „wurde für die Radfahrer eine Möglichkeit geschaffen, sowohl über die Graf-von-Stauffenberg-Straße und die Bahnüberführung, als auch über den Zehnerweg gefahrlos zum Englischen Garten und somit zur Innenstadt zu gelangen.“ Neun Minuten, drei Kilometer, statt drei Minuten, ein Kilometer? Will die Stadt die Radler also dauerhaft auf derartige Umwege verweisen und die Nutzung der Katharinenstraße nur noch mutigen Hasardeuren empfehlen? Ist das eine valide Verkehrspolitik? Trägt das zur Verkehrswende bei? Wer diese Antworten der Stadt genau liest, spürt nichts als Unlust, sich mit dem Thema zu befassen. Gleichzeitig verschärft die Stadt das Problem, indem sie weitere Zufahrten aus künftigen Tiefgaragen heraus genehmigt. So hatten wir die eingangs zitierten Zielsetzungen der kommunalen Gesamtstrategie nicht verstanden - und so waren sie auch nicht gemeint.

Ach übrigens: Ja, wer ein „Geisterfahrrad“ zur Erinnerung an einen Unfall aufstellt, verwirklicht eine Sondernutzung. Aber die Stadt sollte nicht vorspiegeln, damit sei die Sache rechtswidrig. Sie ist nur genehmigungsbedürftig. Und, zumal bei befristeter Nutzung, regelmäßig auch genehmigungsfähig.

Quelle: landsbergblog, www.landsbergblog.info. Zurück zum Artikelfeed