Bei Regen bitte waten

Mittwoch, 30.03.2022

Der Markt Dießen bekommt demnächst einen großen Parkplatz am Ortseingang. Er ist einladend gestaltet und bei jeder Witterung nutzbar. Die Sehenswürdigkeit Nummer 1 - das Marienmünster - ist direkt nebenan. Bis zu den ersten Geschäften sind es fünf Minuten zu Fuß. Bei Veranstaltungen fährt sogar ein Shuttlebus, um den Besuchern den zehnminütigen Gang ins Zentrum zu ersparen. Der Parkplatz liegt verkehrstechnisch günstig, quasi auf dem Weg; man kommt von Westen automatisch an ihm vorbei. Besucher brauchen nicht mehr in die Innenstadt zu fahren; der Parksuchverkehr entfällt. Die Lärm- und Abgasbelastung im Zentrum nimmt ein Stück weit ab. Der Verkehr wird sich weniger stauen.

Der neue Parkplatz ist damit ein wesentlicher Beitrag zur Verkehrswende. Wenn es schon in absehbarer Zeit nicht möglich ist, ein überörtliches Bussystem zu schaffen, das den Verzicht aufs eigene Auto ermöglicht, sind "Park and Ride" sowie "Park and Walk" die besten Alternativen. Allerdings müssen wir dann auch echte Parkmöglichkeiten schaffen, die jeder nutzen mag. Wiesen und Kiesplätze ohne Fahrwege und Markierungen reichen nicht aus und müssen umgestaltet werden. Das gilt besonders, wenn der Platz aufgrund seiner Oberfläche aus aufgeschüttetem Kies und wildem Bewuchs häufig durchnässt wird und dann nicht nutzbar ist. "Bei Regen bitte waten" ist keine Option - egal ob man waten in diesem Fall mit oder ohne r schreibt.

Genau für diese Maßnahme - die Umwandlung des unbefestigten und regentechnisch unzulänglichen Abstellplatzes in der Rotter Straße in einen uneingeschränkt nutzbaren Ganzjahres-Parkplatz - bekommt die Mehrheit im Marktgemeinderat aber gerade heftigen Gegenwind. Es gab bereits eine erste Demonstration, über die der KREISBOTE in dieser Ausgabe berichtet. Interessanterweise standen dabei die Träger der Schilder "für die Verkehrswende" und "gegen den Parkplatzbau" fast nebeneinander. Das passt aber nicht zusammen. In einem Landkreis ohne hinreichenden überörtlichen öffentlichen Nahverkehr kann die Lösung nur darin bestehen, Parkplätze an den Ortsrändern anzubieten, um die Autos aus den eng bebauten und stark belasteten Innenstädten herauszuhalten. Von Ort zu Ort mit dem Auto, im Ort aber zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem Bus. Genau dieses Konzept der peripheren zentrumsnahen Parkmöglichkeiten ist auch Bestandteil der künftigen Verkehrsplanung der Stadt Landsberg.

Natürlich ist der Aspekt der Flächenversiegelung dabei zu beachten. Aber das macht die Gemeinde ja. Zum einen bleibt ein Teil der Fläche sickeroffen; versiegelt werden nur die Fahrwege und Stellplätze. Daher hat man die Zahl der Parkplätze auch von 150 auf 86 reduziert. Zum anderen führt die Maßnahme dazu, dass das Oberflächenwasser nun geordnet abfließt, und zwar dahin, wo es nützlich ist. Es reicht nicht aus, das Schlagwort "Flächenversiegelung" wie eine Monstranz vor sich her zu tragen; man muss sich die Sache schon im Detail und im Einzelfall ansehen. Darüber hinaus wird es Zeit, dass Naturschützer und Grüne ein Gesamtkonzept im Dreieck Arbeit - Wohnen - Mobilität anbieten, das Lebensqualität wahrt. Nur Nein-Sagen nutzt nichts.

Quelle: landsbergblog, www.landsbergblog.info. Zurück zum Artikelfeed