Erstmal Ordnung

Mittwoch, 31.08.2022

Was für die Stadt das Inselbad ist, das ist für den Landkreis das Klinikum. Beide sind herausragende, weithin bekannte und nicht wegzudenkende Institutionen, zu denen die Landsberger ein ganz besonderes Verhältnis haben. Umso mehr Schmerzen bereitet es, wenn diese festen Burgen von innen ausgehöhlt werden. Beim Inselbad durch die doppelte Trägerschaft (fiskalisch: die Stadtwerke, moralisch: die Stadt) und die exzessive Verfolgung des Sekundärziels „Ganzjahresnutzung“. Beim Klinikum durch übermäßiges Selbstbewusstsein des Vorstands, gepaart mit einem Defizit an Empathie gegenüber Mitarbeitern und Patienten, sowie einem Landrat, der konservierend agiert und Änderungen mit hauchdünner Mehrheit verhindert.

Besonders erschreckend ist der von Vorstand, Landrat und der Hälfte der Verwaltungsratsmitglieder gehegte Glaube, ein Klinikum, von dem sich Führungskräfte abwenden und in dem die Belegschaft zum wiederholten Mal Brandbriefe verfasst, sei ein attraktiver Arbeitgeber und könne das verlorene Personal mühelos ersetzen. Das wird ebenso wenig gelingen wie die Aufrechterhaltung des guten Rufs, den das Haus bisher hatte. Wer genau hinschaut und vom Fach ist, lässt sich nämlich durch Luxus-Stationen, Ausbau-Pläne und kurzfristige schwarze Zahlen nicht täuschen. Ganz im Gegenteil: Dass Klinik-Vorstand Marco Woedl sich für einen singulären Jahresüberschuss im Jahr 2020 feiern ließ und zu Protokoll gab, er habe das Klinikum aus der Verlustzone geführt, ist in der Branche nicht gut angekommen. 2020 erzielten alle Kliniken im Bundesdurchschnitt 14 Prozent Mehreinnahmen. Und 2021 war die Bilanz des Klinikums Landsberg schon wieder tiefrot.

Unverständlich ist auch, wenn der Vorstand des Klinikums wegen nicht näher bezeichneter hervorragender Leistungen gelobt wird; nur in Sachen Personalführung sei er kein Crack. Es ist die hervorragendste Aufgabe eines Klinikchefs, Talente zu finden, engagierte Mitarbeiter zu halten und Koryphäen die Basis bereitzustellen, die jeden Gedanken an eine Kündigung ad absurdum führen. Wer angesichts der Abwanderungstendenzen mit dem markigen Spruch agiert, Reisende solle man nicht aufhalten, hat die Lage im Gesundheitssystem nicht verstanden.

Was auch niemand versteht: Im Klinikum brennt die Hütte und Marco Woedl, zugleich nebenberuflich Geschäftsführer einer Consulting-Firma, wirbt, zuletzt am 7. August, für die Software Enovacom Patient Connect. Mit dem Einsatz des Programms, schreibt Woedl, gewinne man im Krankenhaus Pflegezeit für die Patienten. In Landsberg braucht man solche Optimierung nicht. Da hilft keine Schraubendrehung mehr. Da geht es ums Grundsätzliche. Da muss erst mal Ordnung rein.

Quelle: landsbergblog, www.landsbergblog.info. Zurück zum Artikelfeed